Rekordüberschuss, aber es jubelt keiner
23.04.2025 PolitikDie Verantwortlichen der Gemeinde Baar haben gut lachen. Die Jahresrechnung 2024 ergab einen Überschuss von mehr als 33 Millionen Franken.
MARCO MOROSOLI
Der politischen Gemeinde Baar geht es blendend. Im Jahr 2024 erwirtschaftete die Körperschaft im einwohnermässig grössten Dorf der Schweiz ein Plus von 33,2 Millionen Franken. Erträgen von 181,53 Millionen Franken standen Ausgaben von 148,28 Millionen Franken gegenüber. Der Voranschlag sah auch einen Überschuss vor, aber dieser lag mit 8,5 Millionen Franken weit unter dem jetzt realisierten.
Die Gemeinde schreibt in einer Medienmitteilung: «Zu diesem erfreulichen Resultat haben sowohl ein deutlich tieferer Aufwand als auch markant höhere Erträge beigetragen.» In Zahlen ausgedrückt: Rechnete der Finanzchef der Gemeinde im Budget mit Aufwendungen in der Höhe von 158,89 Millionen Franken, lagen diese effektiv bei 148,28 Millionen Franken. Diese Lücke war ein Einmaleffekt: Die Finanzverantwortlichen der Gemeinde Baar hatten zu erwartende Zahlungen für den Nationalen Finanzausgleich (NFA) ins Budget 2024 eingepreist. Deren Wegfall war erst nach der Abstimmung über das achte kantonale Steuerpaket am 26. November 2023 Tatsache geworden.
Der Baarer Finanzvorstand Mark Gustafson erklärte dazu: «Die Abstimmung erfolgte nach Drucklegung der Gemeindeversammlungsvorlage und konnte aus diesem Grund nicht mehr geändert werden.» Liegenschaftsreport Die Teilnehmenden an der Gemeindeversammlung seien aber an der Budgetgemeinde im Dezember 2023 über den Vorgang informiert worden.
Wenn ein Einmaleffekt wirklich ein solcher ist
Das Wort «Einmaleffekt» ist andernorts im Kanton Zug schon länger in der Mehrzahl in Gebrauch. Auf diese Zahlungen dürfte die Bezeichnung aber passen. Denn der Kanton schultert die NFA-Beiträge künftig alleine.
Auch auf der Seite der Einnahmen gab es Ausreisser der positiven Art. Sie betreffen die Bewertung von drei gemeindeeigenen Grundstücken.
Wie der Baarer Rechnung 2024 zu entnehmen ist, sind sämtliche Grundstücke mindestens alle zehn Jahre neu zu bewerten. Geschehen ist dies im Vorjahr mit zwei Zweifamilienhäusern an der Baarer Leihgasse und dem Gebäude, in dessen Parterre sich das Restaurant Krone befin det. Die Baarer Gemeindeverwaltung war einst in dieser Liegenschaft an der Rathausstrasse untergebracht.
Baute im Baarer Zentrum hat viel mehr Wert
Die Gemeindeverwaltung zügelte 2004 auf die andere Strassenseite. Das Gebäude mit Restaurant blieb jedoch im Portfolio der Gemeinde. Das Ende 2023 mit einem Preisschild von 19,35 Millionen Franken versehene Gebäude steht nun mit 24,43 Millionen Franken in den Baarer Büchern. Die aktuell neu bewertete Immobilie ist Baars wertvollste. Bei einer weiteren geprüften Baute an der Leihgasse ist der Preissprung noch höher. Früher mit 3,15 Millionen Franken in den Baarer Büchern, liegt ihr Verkehrswert jetzt bei 5,26 Millionen Franken. Alles in allem haben die drei Liegenschaften im Gemeindebesitz wertmässig um 7,615 Millionen Franken zugelegt.
Gustafson nimmt die guten Zahlen gerne zur Kenntnis, vergisst aber den Warnfinger nicht: «Tatsächlich ist es so, dass in den vergangenen Jahren teils deutliche Überschüsse erzielt wurden. Man darf dabei jedoch nicht ausser Acht lassen, dass dies oftmals aufgrund besser als erwarteter Fiskalbeträge der Fall war.» Es müsse ebenso berücksichtigt werden, dass Steuererträge viel schwankungsanfälliger sind als die Aufwandseite. Zudem, so lässt sich Gustafson zitieren, gäbe es auch die Möglichkeit von «negativen Überraschungen».
Wie aus der Mitteilung der Gemeinde zum Ergebnis 2024 hervorgeht, muss das Dorf Baar weiterhin viel Geld in die Schulinfrastruktur investieren. Finanzvorstand Gustafson lässt sich wie folgt zitieren: «Wir haben weitere grosse Projekte wie den Ausbau des Bushofs oder die Neu-gestaltung und Überbauung des Bahnmatt-Areals in der Pipeline.» Insgesamt investierte die Gemeinde im Berichtsjahr 36,2 Millionen Franken. 2023 lag dieser Wert gar bei 48,1 Millionen Franken.
Baars Flirt mit der Zahl Vier
Die guten Zahlen der Gemeinde wecken die Lust, die Steuern zu senken. Diese Diskussion stösst die Gemeinde gleich selbst an. Sie will einen Rabatt beliebt machen. Der aktuelle Steuerfuss soll laut Gustafson auf 51 Prozent des kantonalen Einheitssatzes belassen werden. Mittels Rabatt – der noch zu bestimmen ist – könnte die Steuerlast erstmals unter den Wert von 50 Prozent sinken. Es wäre auch möglich, den Steuerfuss unterhalb der Marke von 50 Prozent festzusetzen. Fakt ist: Rabatte zu streichen ist einfacher als den Steuerfuss zu erhöhen.
Baar hat noch eine weitere Rücklage: die Steuerausgleichsreserve. In dieser liegen aktuell 60 Millionen Franken. Erfüllt die Gemeindeversammlung den Wunsch des Baarer Gemeinderats, sollen fünf Millionen Franken des Überschusses 2024 in die Steuerausgleichsreserve fliessen. Dann hätte die Gemeinde Baar auf diesem Konto 65 Millionen Franken für schlechtere Zeiten – die niemand herbeisehnt.
Die nächste Gemeindeversammlung findet am 11. Juni um 19.30 Uhr im Gemeindesaal Baar statt.