«Jodle usem Härz» ein Glücksgefühl, das einen frösteln lässt

  22.10.2025 Musik/Kultur

Wenn die Herzen der Zuhörenden vor Aufregung pochen, die Akteure des Baarer Jodlerklubs Heimelig mit dem Herz auf der Zunge die Bühne betreten ist ein Abend mit fröhlichem Zusammensein garantiert.

HANS-PETER SCHWEIZER

Ob zwei Herzen sich im Dreivierteltakt bewegen oder viele Herzen sich dem Jodelgesang hingeben – bei beiden sind es aufrichtige Gefühle und wahre Herzlichkeit, die im Leben zählen. So auch geschehen am Samstag, 11. Oktober im vollbesetzten Gemeindesaal in Baar. Mit dem Motto «Jodle us em Härz» eroberten die Jodlerinnen und Jodler des Jodlerklubs Heimelig auf Anhieb die Herzen der Besucherinnen und Besucher. Zusammen mit der Gastformation «Fyrabigchörli Rüssblick» aus dem nahen Freiamt und der originellen Volksmusik-Formation der «Hopfemandli Örgeler» aus Baar, welche schon im Gründungsjahr 2019 mit dem kleinen Prix Walo ausgezeichnet wurde, entstand gemäss dem Abend-Motto gleich eine Herzensgemeinschaft. Die Hopfemandli Örgeler, welche «rein zufällig» das selbe Logo verwenden wie die bekannte Baarer Getränkefirma, sorgten in den Pausen immer wieder für lüpfige Volksmusik im Innerschweizer Stil.

Dekorationen mit viel Herz
Mit dem Lied «S’Jodlerhärz», getextet und komponiert von Walter Stadelmann, eröffneten die «Heimeligen» unter der Leitung von Andrea Küttel den Reigen. Die Moderatorin Monika Stettler, selbst leidenschaftliche Jodlerin, führte mit viel Herz durch den Abend. Das Konzert sei wahrlich eine Herzensangelegenheit. Das Motto, die Dekorationen im Saal, in der Aula und auf den Tischen zeigten dies deutlich, meinte sie und leitete über zum «Fyrabigchörli Rüssblick», welches sich bereit machte. Mit «Ä liebe Mänsch» von Fredy und Emil Wallimann und «Wengeneralpjodel» vom Baarer Komponisten Robert Fellmann zeigten die zwei Damen und neun Herren vom Rüssblick ihr Können. Das Chörli, 2016 gegründet, steht seit 2023 unter der Leitung von Maria Ochs-Hürlimann. Maria entstammt einer traditionsbewussten Bauernfamilie hoch auf dem Walchwilerberg. Der Jodelgesang, das Alphornspiel oder sogar das Herstellen von Treicheln wird auch heute noch in der Familie praktiziert. Die beiden «Herzbuben» Benjamin Kohler und Markus Bacher, ihres Zeichens Co-Präsidenten des Vereins, begrüssten nebst unzähligen Delegationen auch den Baarer Gemeinderat und Schulpräsidenten Vital Hotz mit Gattin Anna. Unter den Gästen war auch der Zuger Gastwirt Zeno Friedli mit Partnerin Sibylle anzutreffen. Zeno, selbst Sänger und Jodler ist auch dafür bekannt, dass er jeweils einem Geburtstagskind in seinem Restaurant mit dem Alphorn ein Ständchen spielt. Ein ganz spezieller Gast war mit James Amoroso vom Jodlerklub Edelweiss Walchwil anwesend. In England geboren, mit Wurzeln in Trinidad, ist er heute Bürger von Walchwil, singt als zweiter Bass mit und bekleidet im Vorstand das Amt des Aktuars.

Zitherklänge und Jodel-Jazzerin
In einer Sonderformation begleiteten die Jodlerinnen und Jodler die Schwalben bei ihrem Flug nach Süden. Das feinfühlige Lied «We d’Schwälbeli i Süüde zie» von Adolf Stähli wurde untermalt vom Chamer Walter Eichelberger an der Zither. Eichelberger, der auch schon den New-York-Marathon absolvierte, widmet sich nebst dem Jodelgesang seit bald 20 Jahren auch dem Zitherspiel. Mit «s’Nachtbuebelied» von Jost Marty und der «Stallwacht» von Ruedi Rüegsegger, vorgetragen durch eine Männerformation der Baarer sowie dem Fyrabigchörli, folgte das letzte Lied, «Es luschtigs Chörli» von Emil Wallimann. Das Stück beschreibt treffend die Kameradschaft, wie sie in jedem Jodlerklub anzutreffen ist.

Seit dem Frühjahr 2025 leitet Andrea Küttel den Chor des Jodlerklub Heimelig. Am 66. Zentralschweizer Jodlerfest 2025 im luzernischen Menznau erreichte man mit dem Lied «De Maie isch cho» von Robert Fellmann die Bestnote. Mit dem grossen Einsatz der jodelnden «Herzdamen und Herzbuben» sowie dem Erfolg beim Wettsingen in Menznau avancierte die Dirigentin Andrea Küttel zum unbestrittenen «Herzass» des Klubs. Die 28-Jährige sagt von sich: «Wenn ich Musik mache, drifte ich in eine andere Welt ab, wo ich sein kann, wer und wie ich bin oder sein möchte». Ebenfalls fasziniert sie die Kombination von Jazz und Jodel. Gleichzeitig berühren sie die traditionellen Klänge der verschieden artigen Schweizer Naturjodel tief im Herzen. Oder kurz formuliert: Sie ist eine vielseitig interessierte Jodel-Jazzerin!

Als Zugabe durfte das Publikum noch einmal das genannte Wettspiellied anhören. Der Vertreter der Einwohnergemeinde, Vital Hotz, äusserte sich anschliessend beeindruckt von der sauberen Darbietung und meinte: «Die Präsentation dieses Fellmann-Lieds ‹De Maie isch cho› war echt sensationell. Ich finde, das war echte Jodlerkunst.»

Damit aber nicht genug. Bei der letzten Darbietung war das Publikum zum Mitsingen eingeladen. Während sich die Jodler im Saal unter die Besucher begaben, übte die Dirigentin unter Verwendung diverser Handzeichen mit dem Publikum Anstimmtöne ein. Mit den Jodlerinnen auf der Bühne und den Jodlern im Saal und den Ad-Hock Sängerinnen und Sänger gelang der innovativen Dirigentin selbst mit ein paar «Jammerstimmen» ein weiteres Kabinettstücklein und verabschiedete sich mit den neckischen Worten: «Wer gerne wissen möchte, was meine Handzeichen bedeuteten, der erfährt es am nächsten Donnerstag in unserem Probesaal».


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