Die Trachtengruppe wie sie singt und tanzt
23.04.2025 Musik/KulturNebst packenden Neuheiten überraschte die Trachtengruppe Baar auch mit legendären Liedern und Tänzen, welche am 12. April Heiterkeit und erstklassige Stimmung in den Gemeindesaal zu zaubern vermochten.
HANS-PETER SCHWEIZER
Der Vorhang ging auf und der Trachtenchor erfreute die Besucher mit dem aus Norditalien stammenden Volkslied «Tiritomba», einem zeitlosen Ohrwurm der bereits 1956 der Sängerin Margot Eskens einen ersten Platz in den Verkaufscharts bescherte. Obwohl niemand genau weiss was «Tiritomba» bedeutet, beschreibt das Lied doch eine Lebenseinstellung voller Freude, Unbeschwertheit und Zusammengehörigkeit.
Die Moderatorin – eine Lady in Black
Die Begrüssung der Besucher, Gäste und Gönner durch die Präsidentin Andrea Andermatt zusammen mit Alice Häseli brachte die Zuhörer bereits zum Schmunzeln. Häseli verkündete den wohl prominentesten Abwesenden in Reimform: «Martin Pfister bleibt dem Anlass leider fern, weil nun als Bundesrat in Bern». Präsidentin Andermatt schätzte sich glücklich, mit Seppi Hess, Raphael Uhr und Doris Lüthi eine eigene Trachtenmusik in ihren Reihen zu wissen. Und danach erschien sie, die junggebliebene Eleganz und Moderatorin des Abends: die begnadete Baarer Geschichtenerzählerin Maria Greco führte in gewohnter Dynamik durch den Folkloreabend. Mit dem «Siloballe-Blues» vom Ostschweizer Komponisten und Texter Dölf Mettler brachten die singenden Trachtenfrauen endgültig den Geist von Heimatgefühl in den Saal.
Anschliessend zeigten die Kinder der Kindertanzgruppe die beiden Tänze «Trachtetunnel» und «Märitgstürm». Mit viel Schwung, Begeisterung und konzentrierten Gesichtern tanzten die Jüngsten unkomplizierte Tanzschritte zu den beiden Melodien.
Leidenschaft für Trachtentanz
Die Moderatorin bereicherte das Konzert weiter mit unheimlichen Begebenheiten und Wundergeschichten, wie etwa «Die Hexe am Bach», während die Formation der Tanzgruppe «Stille Wasser» und
«Am Mühlibach» von Rosi und Ernst Berchtold zum Besten gaben. Die Tanzgruppe «Gmüetlichi Lüüt» unter der Leitung von Andrea und Silvan Hotz zeigte den Tanz «Euse Früebergler Räbevater» der im Jahr 2003 dem damaligen Tanzleiter Martin Hotz gewidmet war. Der heute 81-jährige Vater von Tanzleiter Silvan führte die Baarer damals als Martin I. Hotz durch die 5. Jahreszeit. Bruder Franz Hotz komponierte die Musik, während Sohn Martin die Choreografie verfasste. Auf die Frage, was denn der Unterschied zwischen der «Tanzgruppe» und «Gmüetlichi Lüüt» sei, entgegnete Tanzleiterin Andrea Hotz-Rust mit schelmischer Miene: «Die Mitglieder der Tanzgruppe, das sind eher die jungen Sportlich-Ehrgeizigen, während wir älteren zu den Beschaulich-Gemütlichen zählen». Ernst Trachsel ist seit mehr als 60 Jahren ein leidenschaftlicher Trachtentänzer und präsidiert die «Gmüetliche Lüüt». Die Komposition zu seinem 70. Geburtstag, «Am Ernst sine», stammt von seiner Lieblingskapelle, während seine Schwester den Tanz dazu schrieb.
Kobolde, Erdmanndli und eine Uraufführung
Die Kindertanzgruppe zeigte anschliessend den Tanz «Kobold», ein Stück der Kindertanzleiterinnen Luzern aus dem Jahre 2009, um anschliessend einer Fabel über die Erdfraueli und Erdmanndli, der entfernten Verwandten der «Hopfe-Mandli», von Maria Greco zu lauschen.
Nach der zweiten, gar kurligen Geschichte über die undankbare «Hebamme auf dem Walchwilerberg», welche mit den kleinen Kohlestücken als Belohnung unzufrieden war, bestand die Gelegenheit, in der Pause die «Kohle» in die Tombola zu investieren. Für Erfrischung während der Pause sorgten die Mitglieder vom Jodelklub Echo Baarburg mit dem Präsidenten und Zugpferd Beat Obrist an deren Spitze.
Dominic Hotz ist Mitglied in der Tanzgruppe seit seinen Kindheitstagen. Letztes Jahr widmete Dominic seinen ersten selbst choreographierten Tanz seinem Grossvater Martin «Grosdädi’s Jeep-Fahrt» zum 80-jährigen Geburtstag. Für das Baarer Publikum war «diese getanzte Jeep-Fahrt» durch die Tanzgruppe die vielbeklatschte Uraufführung
Tanz von Jung und Alt
Ein grosses Anliegen der Trachtengruppe Baar ist die Pflege des Generationenübergreifenden Tanzens. Es ist wichtig und fördert den Zusammenhalt und die Harmonie in den einzelnen Gruppen. Mit dem Stück «Juizerstimmig» zeigten die «grossen Jungen» mit den «Gemütlichen Alten», wie Harmonie unter den Generationen funktioniert.
Auf den Tanz «Simsalabim» und das Lied «Luschtig sy» folgte die Zugabe «Als was bruuchsch uf de Wält, das isch Liebi», mit dem Wunsch an das Publikum mitzusingen.
Nach einem kurzen Werbeblock für den Chor und die Tanzgruppen durch die Moderatorin führten die «Gmüetlichi Lüüt» den «Riedi Walzer» vor, welcher dem 2020 verstorbenen Mitglied von «Gmüetliche Lüüt» Hans Riedi gewidmet war.
Grad jetzt im Frühling sind die blumengeschmückten Lauben im Bernbiet einen Besuch wert. Die Tanzgruppe machte es visuell und akustisch mit dem Tanz «D’Murte-Loube» von Trudy Ackermann möglich.
Und zum Schluss noch dies
«Wenn ihr herausfinden wollt, ob sie eine Zugabe einstudiert haben, solltet ihr halt etwas länger klatschen», meinte Moderatorin Maria Greco und zog von dannen.