Die besten Bekleidungsgestalterinnen arbeiten in Baar

  24.09.2025 Bildung

Melitta Leu und Paula Stein sind an den EuroSkills doppelt ausgezeichnet worden: als beste Teilnehmerinnen der Branche «Fashion Design and Technology» und als «Best of Nation Switzerland».

ANNETTE KNÜSEL

Der Handschlag von Guy Parmelin war der krönende Abschluss. Der Wirtschaftsminister liess es sich am vergangenen Donnerstag nicht nehmen, den international erfolgreichen Nachwuchskräften persönlich zu gratulieren. Seit Januar hatten die 20 Berufsleute viel Zeit miteinander verbracht, um sich auf den europäischen Berufswettbewerb «Euro-Skills» vorzubereiten, der in diesem Jahr in Herning, Dänemark stattfand.

Der Einsatz hat sich gelohnt: Die Schweiz nahm mit 16 Leuten an 14 Wettkämpfen teil, gewann elf Medaillen. Damit erreichte sie den höchsten Durchschnittswert pro Berufstalent und wurde beste Nation dieser Titelkämpfe. Und die Teilnehmerinnen mit der besten Gesamtleistung innerhalb dieser besten Nation sind: Melitta Leu aus Zug und Paula Stein aus Bülach, angestellt bei «Art da Moda» mit Sitz in Baar und Weggis.

Gute Vorbereitung und dann eine Überraschung
Die beiden Kolleginnen gingen als Team an diesen Wettbewerb. Leu hat schon ähnliche Wettkampferfahrungen sammeln können, als sie vor drei Jahren an den SwissSkills teilnahm und dort eine Silbermedaille gewann. Für Stein, deren Ausbildung noch bis nächsten Sommer dauert, war alles neu. Die Aufgabenstellung war ihnen im Vorfeld bekannt: ein zweireihiger Trenchcoat, modisch interpretiert und inspiriert vom dänischen Wort «hygge» (deutsch: Gemütlichkeit). Die Schnittmuster und Nähtechniken durften sie zu Hause vorbereiten, am Wettkampftag selbst erfuhren sie, mit welchem Material sie arbeiten sollten. Die Überraschung war gross, als sie einen gestreiften Stoff in Händen hielten. «Im ersten Moment waren wir völlig perplex», erinnert sich Leu. Mit Streifen hatten sie nicht gerechnet.

Weil Leu schon mehr Berufserfahrung und Routine hat, übernahm sie es, den Mantel vor Ort zu nähen. Die anderen Prüfungsmodule übernahm Stein: eine Modezeichnung mit persönlicher Note abzeichnen, drei Jacken entwerfen, die zu einem vorgegebenen «Mood Board» passen, technische Zeichnungen am Computer erstellen und ein Schnittmuster für einen Jupe produzieren nur auf Basis eines Fotos. Nur 22 Arbeitsstunden standen zur Verfügung, die Anspannung war hoch und es galt, unter Zeitdruck schwierige Entscheidungen zu treffen. Für die Abschlusspräsentation mussten Leu und Stein ihren Mantel schliesslich noch gekonnt in Szene setzen.

Schweizer Schlichtheit und Präzision überzeugt
Beim Betrachten der anderen Wettbewerbsbeiträge war Leus erster Gedanke: «Die anderen Mäntel sehen sehr cool und raffiniert gestaltet aus, ein Podestplatz wird knapp!» Denn der Schweizer Mantel war schlicht gehalten im Vergleich zu den anderen. Doch vielleicht war es gerade das, was die Jury überzeugte und sie veranlasste, den beiden Schweizerinnen die Goldmedaille zuzusprechen.

Nicht nur in Herning, sondern auch in Baar und Weggis war der Jubel gross. Schon 2007 und 2024 haben Auszubildende von «Art da moda» bei den WorldSkills eine Silber- bzw. eine Bronzemedaille geholt und damit ihr hohes handwerkliches Können unter Beweis gestellt. Umso mehr fühlt sich Inhaberin Manuela Gobetti-Lutz bestätigt: «Die Förderung junger Bekleidungsgestalterinnen liegt mir sehr am Herzen. Ich wusste, dass Melitta und Paula ihr Bestes abrufen werden. Dass sie nun sogar die Goldmedaille holten, macht mich unendlich stolz.»


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