Das Schwimmbad Lättich schafft Lebensräume für neue Nutzer
24.09.2025 Natur/UmweltDas Schwimmbad Lättich verfügt über eine grosszügige Liegewiese, die in den Sommermonaten rege genutzt wird. Ein kleiner Teil davon bleibt allerdings stets leer. Dieser wird nun umgestaltet – zugunsten der Natur.
Die Gemeinde Baar verfügt zwar nicht über eine eigene Golfanlage. Der Rasen des Schwimmbads Lättich ist jedoch weithin dafür bekannt, dass man darauf Golf spielen könnte. Er wird mit viel Sorgfalt gepflegt und bietet den Besucherinnen und Besuchern ausreichend Platz und eine hohe Qualität. Allerdings bleibt ein kleiner Teil bei der Rutschbahn stets leer. Trotzdem wurde auch dieser Bereich bisher stets in perfektem Zustand gehalten, obwohl er einige Schwierigkeiten mit sich bringt. Der untere Bereich ist stets vernässt, sodass der Rasenmäher zuweilen im Morast versinkt. Da es wenig Sinn macht, einen ungenutzten Rasen mit viel Aufwand perfekt in Schuss zu halten, suchten die Verantwortlichen nach neuen Lösungen. Marco Weber, Leiter des Schwimmbads Lättich, erkannte das Potenzial für die Naturförderung und kontaktierte die Fachstelle Energie/Umwelt.
Unternutzung als Chance für die Natur
Perfekte Rasenflächen sind im Siedlungsraum weit verbreitet. Doch nicht alle werden so rege genutzt wie jene im Schwimmbad Lättich. Rasenflächen sind allemal besser als versiegelte Flächen. Allerdings bieten sie im besten Fall Lebensraum für die Maulwurfsgrille, auch «Werre» genannt, was die Eigentümer selten freut. Warum also nicht den unbenutzten Rasen in eine Naturfläche verwandeln und damit unsere einheimische Tier- und Pflanzenwelt fördern? Solche Umnutzungen sind ganz im Sinn des Landschaftsentwicklungskonzepts (LEK) Baar. Dieses hat unter anderem zum Ziel, öffentliche Grünräume naturnaher zu gestalten und die Biodiversität zu fördern. Mit seinem Anliegen stiess Marco Weber deshalb bei der Fachstelle Energie/Umwelt auf offene Ohren. Bei einer ersten Besprechung vor Ort wurden die aktuellen Probleme besprochen und erste Ideen gesucht. Schnell wurde klar, dass nicht nur eine einzelne Lösung zur Anwendung kommen soll. Obwohl flächenmässig klein, bietet die unbenutzte Aussenfläche Potenzial für verschiedene Lebensräume. Sie ist ideal für Biodiversitätsförderung, denn Biodiversität bedeutet nicht nur Artenvielfalt, sondern auch Vielfalt der Lebensräume. Der obere Teil trocknet im Sommer schnell aus. Deshalb wird er in eine artenreiche Magerwiese umgewandelt. Im Mittelteil befindet sich aktuell eine Art strukturreicher Schottergarten. Dieser soll zugunsten von Wildbienen aufgewertet werden, ohne jedoch vollständig umgestaltet zu werden. Der untere, sich stets vernässende Bereich wird teilweise in eine artenreiche Feuchtwiese umgewandelt, die sich am angrenzenden Naturschutzgebiet Leiloch orientiert. Ergänzt wird diese durch einen Blumenrasen, der weniger oft geschnitten werden muss als ein Sportrasen. Die Feuchtwiese wurde in den vergangenen Tagen angelegt, die Umsetzung der restlichen Massnahmen erfolgt im Frühling 2026. Bis sich die Natur in ihrer ganzen Pracht entfaltet, ist allerdings noch Geduld erforderlich. Erst nach zwei Jahren werden die für den Lebensraum typischen Pflanzen blühen.
Anschauungsbeispiele für Naturförderung
Der Standort bei der Rutschbahn hat nicht nur deshalb ein hohes Potenzial, weil hier eine hohe Vielfalt an Lebensräumen geschaffen werden kann. Er bietet auch die Chance, die Bevölkerung zu inspirieren. Die Gemeinde Baar möchte Grundstückseigentümerinnen und -eigentümer sowie das Gewerbe dazu motivieren, in ihren Aussenräumen Massnahmen zur Förderung der Biodiversität und zur Klimaanpassung zu ergreifen. Die neuen Naturflächen im Lättich können diesbezüglich anschauliche Beispiele liefern. Zu diesem Zweck ist zu gegebener Zeit eine öffentliche Veranstaltung geplant.
Franz Steffen, Abteilung Planung/Bau, Leiter Fachstelle Energie/Umwelt