Arbeiten vor Publikum: eine Erfahrung fürs Leben

  24.09.2025 Bildung

Dominique Soom und Livio Grüter waren letzte Woche an den Swiss-Skills, der Schweizer Berufsmeisterschaft. Soom in der Disziplin «Floristik», Grüter im Metallbau. Sie haben viel gelernt.

ANNETTE KNÜSEL

Dominique Soom improvisiert gerne. Das ist einer der Gründe, weshalb sie sich vor vier Jahren für «Herrmann Garten & Blumen, Baar» als Lehrbetrieb entschieden hat: «Das ist mega cool, dass wir auch eine Gärtnerei sind. So kann ich auch mal dort eine Blume schneiden und bin nicht nur auf das angewiesen, was wir eingekauft haben.»

Auch die Anmeldung für die Swiss- Skills machte sie relativ spontan. In der Berufsschule sah sie einen Flyer und meldete sich kurzerhand an, zusammen mit einer Kollegin. Im März zeigten die beiden beim regionalen Vorentscheid in Emmen ihr Können – und Soom qualifizierte sich für den nationalen Wettbewerb, der vom 17. bis 20. September in Bern stattgefunden hat. Nach einem Vorbereitungstag am Dienstag fanden von Mittwoch bis Freitag täglich die Halbfinals statt, in denen sich je zwei von zwölf Floristinnen für das Finale am Samstag qualifizierten.

Freude an der Arbeit und am Wettbewerb
Sooms Motivation für die Teilnahme? Sie möchte den Wettkampf erleben: arbeiten unter Zeitdruck, sich trotz Trubel fokussieren und nicht ablenken lassen. Sie freut sich über die Schulungen, die alle Teilnehmer erhalten. Und sie möchte Aufgaben lösen, die ihr im Alltag so nicht gestellt werden. Die Anweisungen, die sie an den SwissSkills in schöne Sträusse und Gebinde umsetzen soll, sind nämlich viel präziser als jeder Kundenwunsch, den sie am Arbeitsplatz so gerne erfüllt.

In Bern bekam sie die folgenden drei Aufgaben: ein gebundenes Werkstück zum Thema «farbenreich», eine Gefässfüllung zum Thema «Skyline von Shanghai» und ein Raumschmuck zum Thema «Organic». «Ich war weniger nervös vor Publikum und mit dem Zeitdruck», fasst sie ihre Erfahrungen in Bern zusammen, «ich hatte rasch Ideen und konnte diese recht gut umsetzen». Warum es nicht fürs Finale gereicht hat, weiss sie nicht. Aber sie weiss: «Ich habe mein Bestes gegeben.»

Puzzeln mit Plan – und mit Metall
Livio Grüter hat grosse Freude beim Umsetzen eines Plans. Das ist deutlich zu spüren, als er in der Werkstatt seines Lehrbetriebs Acklin Metallund Stahlbau, Zug eine kurze Einführung in den Metallbau gibt: zuschneiden, Löcher bohren, anzeichnen, schweissen, Schnittkanten machen … «Es ist wie ein grosses Puzzle», sagt der gebürtige Baarer strahlend. Insbesondere der Start sei immer schwierig. «Man muss sich in den Plan einfinden und verstehen, wo die Herausforderungen liegen.» An den SwissSkills käme dann noch die ungewohnte Umgebung und das Publikum dazu. «Die Aufregung wird kommen, das geht allen gleich», ist er im Vorfeld überzeugt.

Wie Soom hat Grüter im Sommer seine vierjährige Ausbildung abgeschlossen. Schon im zweiten Lehrjahr hatte ihn ein Lehrer an der Berufsschule gefragt, ob er Interesse an den SwissSkills hätte. Und so kam es, dass er im Frühjahr 2025 in Pfäffikon am regionalen Vorentscheid teilnahm und sich als einer von zwölf Finalisten schweizweit qualifizieren konnte. Die Aufgabe sei ziemlich realitätsnah gewesen: Er sollte eine kleine Dose mit verschiedenen Teilen und Funktionen bauen. Das Material wurde gestellt, aber er musste es zuschneiden, zusammenfügen und fertig bearbeiten. Dafür hatte er fünf Stunden Zeit.

Für den Beruf des Metallbauers hat Grüter sich entschieden, weil der Alltag so vielfältig sei. Jeden Tag eine andere Aufgabe, mal in der Werkstatt, mal auf der Baustelle. Was er lieber macht? «Das hängt von der Arbeit ab!» Wenn auf der Baustelle die Vorarbeiten unsauber gemacht wurden, sei das «nicht so schön».

Kein Podestplatz? Grüter nimmt es sportlich
Dieses Problem stellte sich im Halbfinal jedenfalls nicht, die zur Verfügung gestellten Bauteile waren natürlich einwandfrei. Auch konnte Grüter seine Geschwindigkeit gut halten und wurde in der vorgegebenen Zeit fertig. Ein paar Details hätte er besser machen können, zieht er Bilanz. Dass seine Leistung nicht für einen Podestplatz gereicht hat, stört ihn nicht: «Ich wusste, es könnte jeder Erster und jeder Letzter werden. In diesem Jahr, hat der Experte gesagt, waren alle ziemlich nah beieinander. Vom Ersten zum Letzten gab es nur etwa zehn Punkte Unterschied. Also praktisch nichts.»

Grüter ist dankbar für die «eindrucksvolle Zeit mit vielen neuen Bekanntschaften, aber auch Stress», die er erleben durfte, und für die viele Unterstützung, die er dabei erhalten hat. Zeit, sich zu erholen, hat er nicht. Am Montag nach dem Wettbewerb ging es rasant weiter: Der junge Metallbauer musste ins Militär einrücken. Erst in 18 Wochen wird er wieder im Betrieb sein und neue Werkstücke schweissen. Ohne Publikum, aber genau nach Plan.


Bei den SwissSkills gab es eine Medaille für Baar: Mediamatikerin Chiara Milano erkämpfte sich den dritten Platz.


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