Wenn Sitzbänke zu Begegnungsorten werden
24.09.2025 GesellschaftAm vergangenen Samstag wurden acht kunstvoll gestaltete Bänkli versteigert. Mit seinem Projekt vereint der Verein Frohes Alter Kreativität, Gemeinschaft und soziale Verantwortung.
INGRID HIERONYMI
Was braucht es, damit ein Ort zum Zuhause wird? Für den Verein Frohes Alter (VFA) lautet die Antwort: eine Bank. Nicht irgendeine, sondern eine, die zum Verweilen einlädt, zum Gespräch anregt und ein Stück gelebte Gemeinschaft verkörpert. Mit dem «Bänkli-Projekt» hat der VFA genau das umgesetzt. Am 19. März übergab Vereinspräsidentin Iris Siegel die Bänkli der Bevölkerung zur Nutzung, unter dem Motto: «Der VFA setzt sich dafür ein, dass Sie sich setzen dürfen.»
Am vergangenen Samstag fand das Projekt vor der Rathus-Schüür mit der Versteigerung der liebevoll dekorierten Bänke bei strahlendem Spätsommerwetter seinen krönenden Abschluss. Die Auktion begann um 11 Uhr, direkt im Anschluss an den Samschtig-Märt. Remy Frick führte als Auktionator mit Witz und Charme durch das Programm, musikalisch begleitet von der Buuremusig Baar. Rund 100 Personen warteten gespannt auf die Eröffnung der Auktion. Frick machte tüchtig Werbung für die Sitzgelegenheiten: «Jedes Bänkli ist ein Unikat, weltweit einzigartig.» Und legte noch einen drauf: «Eine solche Sitzbank erhöht garantiert den Wert Ihrer Liegenschaft.» Als erstes Objekt kam die «Blüemli Bank» unter den Hammer und erzielte gleich einen Erlös von 500 Franken. Auch für die «Bankrott», die in der Mitte einen Knick hat und mit einem Wimpel an das CS-Debakel erinnert, wurden 350 Franken geboten. Trotz des animierenden Aufrufs des Auktionators – «400 Franken müsste man bieten, wenn man diese kaputte Bank nach Hause nehmen möchte» – blieb es bei diesem Gebot.
Bänkli als Kontaktförderer
Der Impuls für das Projekt kam aus einer einfachen, aber tiefgründigen Beobachtung: «Viele ältere Menschen möchten möglichst lange an dem Ort wohnen, an dem sie sich zu Hause fühlen», sagt Siegel. Doch dafür brauche es mehr als nur barrierefreie Wohnungen – nämlich Orte der Begegnung. Um lange selbständig zu bleiben, brauche es ein Netzwerk, das früh gepflegt werden sollte. «Auf Sitzbänken, die im Quartier stehen, kann man ohne grossen planerischen Aufwand Kontakte knüpfen. Und Sitzmöglichkeiten gibt es generell immer und überall zu wenig», erklärt Siegel den Ursprung der Idee. Die Umsetzung folgte bald darauf. Es entstanden zwölf einzigartige Bänkli, die nicht nur funktional sind, sondern auch Geschichten erzählen. Jede Bank hat einen Namen und eine eigene Persönlichkeit, von der «Plauderbank», die zum Gespräch einlädt, bis zur «Wulchebank», die die Betrachtenden animiert, ihre Gedanken über den Wolken schweifen zu lassen. Für den Empfang des neuen Bundesrats wurde sogar kurzfristig eine «Bundesratsbank» produziert.
Die Gestaltung der Bänke erfolgte durch aktive Vereinsmitglieder, unterstützt von einem Schreiner-Profi und verschiedenen Kunstschaffenden. Besonders viel Aufmerksamkeit erhielt die «Strafbank», gestaltet vom EVZ-Verteidiger Dominik Schlumpf. «Die Bank soll aber nicht zur Strafe dienen, sondern die Menschen zu einer kleinen Auszeit einladen», betont Siegel. Um diese von allen EVZ-Spielern unterschriebene Bank entbrannte an der Auktion ein richtiges Duell. Der Anfangspreis lag bei 500 Franken. Ein älterer Herr aus Hünenberg und eine Seniorin aus Baar lieferten sich in 50-Franken-Schritten einen Wettkampf, der zugunsten der Baarerin mit einem Gebot von 1’600 Franken endete. Damit erzielte die EVZ-Bank mit Abstand den höchsten Versteigerungserlös.
Mehrere Bänkli bleiben im Dorf
Unterstützung für die Produktion der Bänkli kam auch von Privaten, die sich im Rahmen einer Patenschaft engagierten. «Alle angefragten Standortpaten haben für unser Projekt zugesagt und uns von Anfang an grossartig unterstützt», so Siegel. Vier der insgesamt zwölf Bänkli waren bereits im Vorfeld der Versteigerung verkauft worden. «Einige Paten hatten sich auf den ersten Blick in ihre Bänkli verliebt und wollten sie adoptieren», sagt Peter Pfister, Vorstandsmitglied des VFA. Der Verein sei auf diese Angebote gerne eingegangen, zumal so gesichert werden konnte, dass diese Bänkli auch weiterhin in Baar zugänglich bleiben.
Der Erlös aus der Versteigerung geht nicht etwa in die Vereinskasse, sondern wird einem Jugendprojekt zugutekommen. «Wir wollen ein kleines Zeichen setzen und mit einer Organisation im Jugendbereich ein zukünftiges Projekt gemeinsam gestalten», erklärt Siegel. Die VFA-Präsidentin zeigte sich über das Ergebnis der Versteigerung hoch erfreut: «Wir sind überglücklich, dass die Bänkli in Baar eine so grosse Resonanz gefunden haben.» Für Überraschung im Publikum sorgte auch Gemeinderätin Barbara Schmid-Häseli, die im Auftrag der Gemeinde die Sitzgelegenheiten «Bank-wwwett» und «Strit Bank» ersteigerte, damit diese auch für die Nutzung durch die Bevölkerung erhalten bleiben. So ist dafür gesorgt, dass die Baarerinnen und Baarer im öffentlichen Raum auch weiterhin bequem und entspannt miteinander ins Gespräch kommen können.