Resultate aus der tiefsten Schweizer Fussball-Liga schaffen es selten in diese Zeitung. Der 2:1-Auswärtssieg der dritten Mannschaft des FC Baar gegen den FC Adligenswil aber schon. Denn er ist ein historischer. Das Team gewinnt zum ersten Mal nach über vier Jahren.

29 Siege in Serie feierte Benfica Lissabon in den 1970er Jahren. Am anderen Ende der Skala steht der FC Baar III. In 68 Meisterschaftsspielen holten die Baarer nie einen Sieg – feierten und organisierten stattdessen Oktoberfeste oder eine «Ligaerhaltsparty».

«Für uns steht die Kameradschaft an erster Stelle», sagt Lars Affentranger. Als es vor über vier Jahren darum ging, eine dritte Mannschaft im Verein zu gründen, war der 31-Jährige einer der treibenden Kräfte. Mühe hatte er keine, weil viele Freunde signalisierten, dass sie gerne wettkampfmässig kicken würden. Mit ein paar wenigen Ausnahmen wohnen alle in der Gemeinde Baar. Einige von ihnen waren einmal als Junioren aktiv, andere meldeten sich, ohne je in einem Verein ausgebildet worden zu sein.

Torverhältnis von Minus 245
Die fehlende fussballerische Ausbildung machte sich auf dem Platz bemerkbar. Von 68 Meisterschaftsspielen verlor «Baar Drüüü» 59, spielte acht Mal unentschieden und gewann eine Partie forfait. Immerhin konnten sich die Baarer über 39 eigene Tore freuen. Die Gegner jubelten im selben Zeitraum 284 Mal. Selbstverständlich feierte das Team auch im 5.-Liga-Cup nie einen Sieg.

Historischer Abend in Adligenswil
In diesem Sommer endete Lars Affentangers Trainerkarriere sieglos. Er übergab das sportliche Zepter an Kevin Betschart. Und dieser schaffte bereits in seinem dritten Meisterschaftsspiel Historisches. «FC Baar Drüüü» gewinnt auswärts in Adligenswil 2:1. Der erste Sieg im 69. Meisterschaftsspiel. «Es ist unglaublich. Ich gönne es vor allem den Spielern, die seit vier Jahren mit an Bord sind.» Einziger Wermutstropfen sei, dass der historische Sieg an einem Montagabend gelang. «Ich bin mir sicher, dass wir die Freinacht nachholen werden.»

Vielleicht wird der FC Baar III nie Titel holen. Aber nach 1’441 Tagen ohne Sieg hat die Mannschaft gezeigt, warum sie jede Woche wieder auf den Platz geht: für die Freude am Fussball – und für die gemeinsame Nacht danach.

Für den Verein: Tobias Hotz