Sommer zwischen Spitzenwerten und Herausforderungen

  24.09.2025 Gesellschaft

Das Schwimmbad Lättich hat eine gute Freibadsaison hinter sich. Vor allem der Juni wird mit Spitzentagen in Erinnerung bleiben. Dennoch stellen neue Verbote und gesellschaftliche Phänomene das Personal vor Herausforderungen.

RAHEL HEGGLIN

Mit mehreren Spitzentagen mit über 4’000 Besucherinnen und Besuchern erlebte das Lättich einen Andrang, wie er zuletzt vor über zehn Jahren registriert worden war. «Der Juni war heiss, sonnig und bot perfekte Wochenenden. Das hat uns einen regelrechten Besucherrekord beschert», sagt der Betriebsleiter Marco Weber. Dass die Saison insgesamt dennoch nicht in die Kategorie «Spitzenjahr» fällt, liegt am launischen Wetter: Der Mai brachte kaum Badetage, der Juli war vor allem während der Sommerferien verregnet, und erst im August stellte sich wieder Badewetter ein. So lautet sein Fazit: ein guter bis sehr guter Sommer, aber keine Rekordsaison.

Gäste von Zug bis Zürich
An der Struktur der Badegäste habe sich in den letzten Jahren wenig verändert, erklärt der Betriebsleiter. Nach wie vor kommen viele Gäste aus dem Kanton Zug, aber auch aus den Nachbarkantonen Zürich und Aargau sowie aus Luzern oder der Innerschweiz. Für Weber ist klar warum: «Wir sind für viele das nächstgelegene grössere Freibad mit umfassendem Angebot.»

Besonders beliebt sind seit 2021 die grosszügig ausgestatteten Grillplätze. Neun Anlagen stehen den Gästen zur Verfügung, ausgerüstet mit Grillrosten, Zangen, Abfallstationen, Wasseranschluss und bereitgestelltem, kostenlosem Holz. «Die Grillplätze sind ein absoluter Renner und sind an Spitzentagen praktisch durchgehend belegt», sagt Weber. Für das Lättich sind sie auch ein Wettbewerbsvorteil: «Das ist unser Alleinstellungsmerkmal. Viele Gäste schätzen die Möglichkeit, Baden und Grillieren zu verbinden.»

Handy-Verbot um die Becken im Freibad
Ein Thema, das diesen Sommer für Diskussionen sorgte, ist das neu eingeführte Handy-Verbot um die Becken im Freibad. Während im Hallenbad schon länger Einschränkungen gelten, wurde das Verbot nun auch auf die Freibäder ausgeweitet, um den Schutz der Privatsphäre zu gewähren. Die Regelung sei nicht immer leicht durchzusetzen. Rund 80 Prozent der Gäste reagierten mit Verständnis, der Rest zeigte Unmut. «Es sind vor allem Eltern, die ihre Kinder beim Sprung ins Wasser filmen oder fotografieren wollen», so Weber. Gelegentlich komme es zu Diskussionen, selten auch zu aggressiveren Reaktionen. Trotzdem ist man überzeugt, dass der Schritt richtig war. Ganz ohne Smartphone bleibt der Badealltag aber nicht: Wer im Liegestuhl Mails checken oder Zeitung lesen möchte, darf dies weiterhin tun, solange es nicht um den Beckenrand geschieht.

Herausforderungen im Alltag
Trotz Besucherrekorden im Juni blieb die Zahl der Unfälle gering. Meist handelte es sich um kleine Verletzungen wie Schürfungen oder Schnittwunden. Nur zweimal musste ein Rettungswagen aufgeboten werden. Eine Herausforderung bleibt jedoch das Verhalten an der Sprunganlage: Manche Badegäste sprängen zu nahe an den Rand ins Wasser, andere blieben in der Sprungbucht, statt sofort hinauszuschwimmen. «Solche Situationen gehören zum Alltag und erfordern unsere Aufmerksamkeit», erklärt der Betriebsleiter.

Weniger erfreulich ist der zunehmend liegengelassene Abfall. Vor allem nach Spitzentagen gleichen die Liegewiesen mitunter einem Festivalgelände. «Obwohl wir genü- gend Abfallkübel haben, lassen viele Gäste einfach alles liegen. Von PET-Flaschen über Zigarettenstummel bis hin zu ganzen Tabletts mit Geschirr aus dem Restaurant.» Für das Personal bedeutet das viel zusätzliche Arbeit, damit die Anlage am nächsten Tag wieder sauber ist. Um sich das Ganze vorstellen zu können, nennt Weber die Zahl der 120-Liter-Abfällsäcke, die er mit seinem Team nach einem Spitzentag gefüllt habe. «Es waren 120 solcher Säcke.» Hinzu kommen zahlreiche liegengelassene Gegenstände: Badetücher, Sonnenbrillen, Schwimmflossen oder Spielund Badesachen. Diese werden vom Badepersonal eingesammelt, sorgfältig sortiert und im Fundbüro aufbewahrt. Das sei ein grosser organisatorischer Aufwand, erzählt Weber: «Es ist unglaublich, wie viel mit oder ohne Absicht liegengelassen wird. Wir bewahren alles eine Zeitlang auf, dann geben wir die Sachen, wenn möglich, an gemeinnützige Institutionen weiter.»

Auch gesellschaftliche Themen finden ihren Weg ins Schwimmbad. So wird etwa das Baden im Burkini im Lättich bewusst erlaubt. Entscheidend sei einzig, dass es sich um Badebekleidung aus geeignetem Material handle. «Wir wollen allen Menschen die gleichen Rechte einräumen und niemanden ausschliessen», so der Betriebsleiter. Dass dies vereinzelt negative Kommentare auslöse sei bedauerlich, aber kein Grund, von dieser Linie abzuweichen.

Das Schwimmbad Lättich hat seit Samstag seine Freibadsaison beendet und ist nun in die Hallenbadsaison gestartet. Der Aussenbereich öffnet für die Badegäste wieder ab dem 1. Mai 2026.


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