Sechs Bäume bekommen ein neues, temporäres Zuhause

  23.04.2025 Gesellschaft

Im Rahmen der gemeindlichen Strategie, mehr Beschattungs- und Kühlelemente zu installieren sowie bestehende Bäume zu erhalten, werden beim Schulhaus Wiesental sechs Grossbäume umgepflanzt.

RAHEL HEGGLIN

Damit die letzte Etappe des Schulhauses Wiesental fertiggestellt werden kann, müssen mehrere Rosskastanien sowie ein wertvoller Hochstamm-Birnbaum weichen. Was früher achtlos mit der Motorsäge erledigt wurde, sieht heute anders aus. Denn mit der Erderwärmung werden auch die Temperaturen im Siedlungsraum höher. Dementsprechend sind grosse, schattenspendende Bäume Gold wert. «Untersuchungen in verschiedenen Städten haben gezeigt, dass die Baumkronendeckung kontinuierlich abnimmt. Dies, weil bei Bauvorhaben regelmässig Bäume gefällt und durch Jungbäume ersetzt werden. Bis diese allerdings ihre volle Wirkung als schattenspendende und umgebungskühlende Objekte entfalten, vergehen Jahre und Jahrzehnten», erklärt Pascal Ming, Leiter Hochbau bei der Gemeinde Baar. Deshalb wurde beim besagten Bauprojekt geprüft, ob die alten Bäume verpflanzt, anstatt unwiderruflich gefällt werden können.

Kleinere Bäume erhalten zweites Leben
Dafür fand vor Ort eine Besprechung mit den Verantwortlichen der Gemeinde und der Firma BMB Group aus Hünenberg statt. «Leider ist eine Verpflanzung der stattlichen Rosskastanie, welche vor dem Haupteingang des alten Schulgebäudes steht, nicht möglich. Auch der alte Birnbaum eignet sich nicht für eine Verpflanzung. Dafür erfüllen aber mehrere kleinere Rosskastanien im Innenhof die Bedingungen. Diese haben gute Voraussetzungen, dass sie am neuen Standort anwachsen werden», so Ming. Sechs dieser Kastanien sollen also ein zweites Leben an einem neuen Standort bekommen. Für ihren Umzug rückte bereits vergangene Woche ein ganzer Tross aus Menschen und Maschinen an.

Am Montag, 14. April, also am ersten Schulferientag, wurde mit den Vorbereitungen für die Baumverpflanzung begonnen. Es galt, die Bäume freizulegen und ihre Wurzelballen für den Transport vorzubereiten. Diese Arbeiten waren bis am Gründonnerstag abgeschlossen. Auch wurde der Pneukran bereits vor Ostern aufgestellt, der für das Anheben der Bäume gebraucht wurde. «Eigentlich war geplant, dass alle sechs Bäume am Gründonnerstag auf den bereitstehenden Radlader verfrachtete werden und zum rund 300 Meter entfernten temporären Standort transportiert werden», sagt Ralf Betschart, Projektleiter Hochbau bei der Gemeinde Baar.

Der Zeitplan verzögerte sich allerdings etwas, da die Arbeiten des Freilegens der Wurzelballen länger dauerten als angenommen. Deshalb wurde der Transport und das Verpflanzen der Bäume in die zweite Schulferienwoche verlegt.

Letzter möglicher Zeitpunkt
Damit die Bäume ihren Umzug optimal überstehen und auch sicher in der Erde verankert sind, werden sie mit einer Vier-Punkt-Stahlseilverankerung gesichert und haben einen fachgerechten Kronenschnitt bekommen. «Eine Grossbaumverpflanzung ist technisch anspruchsvoll und wird unter Berücksichtigung gärtnerischer und baumbiologischer Standards durchgeführt», erklärte Ming. Er ist froh, konnte der Umzug während den Frühlingsferien abgeschlossen werden, sonst wäre dies nämlich nicht mehr möglich gewesen: «Eine Verpflanzung muss entweder vor oder nach der Vegetationsperiode vorgenommen werden. Nach der nächsten Vegetationsperiode wäre es zu spät gewesen, weil die Gebäude nach dem Ende des Schuljahres 2024/25 abgerissen werden. Zudem muss die Verpflanzung während der unterrichtsfreien Zeit erfolgen.»

Kosten und Nutzen
Die Gesamtkosten für die Verpflanzung, das Material sowie die gärtnerischen Leistungen belaufen sich auf rund 43’000 Franken. «Jeder Baum, den wir verpflanzt haben, hat einen geschätzten Wert von 40’000 bis 50’000 Franken. Dazu kommt noch ihre enorme Bedeutung, welche sie für die Natur darstellen. Mit diesem Projekt zeigt die Gemeinde Baar, dass sie sich für den Erhalt wertvoller Bäume und die nachhaltige Entwicklung des Grünraums einsetzt», sagt Ming.

Die Schülerinnen und Schüler werden, abgesehen von den fehlenden Bäumen, nicht mehr viel vom Umzug sehen. Denn die entstandenen Löcher werden in dieser zweiten Ferienwoche wieder aufgefüllt und verdichtet. Damit ist die Pausenfläche nach den Frühlingsferien wieder uneingeschränkt nutzbar. Und die Bäume: Die bleiben nun temporär in der 300 Meter entfernten Wiese, bis sie an ihrem endgültigen Standort eingesetzt werden. Dieser wird beim Spielplatz neben dem Kindergartengebäude sein.


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