«S’neui Schuelhuus isch de Hit»
24.09.2025 Schule/MusikschuleVier Wochen nach dem Schulstart ist das neue Schulhaus Wiesental offiziell eingeweiht worden – mit Reden, mit einem Rundgang für die Bevölkerung, mit Spiel, Musik und einem fröhlichen Song.
FRANZ LUSTENBERGER
Die Kinder aus 18 Klassen sangen zur Feier des Tages das erweiterte Wiesental-Lied. Im neuen Schulhaus mache Schule Spass, man wolle lernen und letztlich die Welt verstehen, miteinander statt gegeneinander. Das Schulhaus sei – so der Refrain des Liedes – nicht nur ein Hit und cool, sondern «das sind meer!».
Kinder machen das Schulhaus aus. Dieser Satz bringt es auf den Punkt. Ein Schulhaus ist ein zentraler Ort für die Entwicklung der Kinder. Gemeindepräsident Walter Lipp sagte es in seiner Begrüssung so: Es sei «ein Ort für die Zukunft aller Kinder». Diesen Aspekt betonte auch Pfarrer Manuel Bieler in seinen Gedanken zur Einsegnung. Jeder Lebensweg brauche Orte und Räume, «die erst durch das Miteinander» wertvoll würden.
Bau macht gemeinsames Lernen möglich
Auf das gemeinsame Lernen legt Claudio Cesa, Co-Schulleiter Wiesental, grossen Wert, «klassenübergreifend, fächerübergreifend und niveaudifferenziert». Und: «Das neue Schulhaus wird den Bedürfnissen eines zeitgemässen Unterrichtes gerecht.» Das Wiesental ist aber auch flexibel, wenn neue Anforderungen gestellt werden. Pascal Ming, Leiter Hochbau, verweist etwa auf Innenwände, die verschoben werden könnten: «Das gehört auch zur Nachhaltigkeit eines Gebäudes», es sei auf eine langfristige Nutzbarkeit ausgerichtet. Zur Nachhaltigkeit gehören auch die Photovoltaikanlage auf dem Dach, welche mehr Strom produziert als im Schulbetrieb verbraucht wird, sowie eine Grundwasserwärmepumpe, welche im Sommer kühlt und im Winter heizt.
Apropos Nachhaltigkeit – der 100 Meter lange Holzbau setzt diese Anforderung um. Ming: «Das ist eines der grössten je realisierten Holzfachwerke der Schweiz», über 2’500 Kubikmeter Holz wurden verbaut – ein starkes Bekenntnis zum nachhaltigen Bauen mit Holz. Gemeinderat Zari Dzaferi informierte an der Eröffnungsfeier auch über die Kosten, die inklusive Teuerung von 13,2 Prozent gemäss aktuellem Stand rund 118 Millionen Franken betragen. Eine Investition, die sich lohnt. Pierre Gosselin, seit einem Jahr in Baar, spricht von einem «absolut fantastischen» Schulhaus: «Mein Sohn geht gerne hier in die Schule.»
Viel Licht im Gebäude
Die Schulleitung Wiesental betont die Bedeutung der Anordnung der Räume. Immer vier Klassenräume, zwei Gruppenräume und eine grosszügige Lerninsel in der Mitte bilden jeweils eine Einheit. Analog zu einer alten Fabrikhalle bringen Sheddächer auch viel Licht ins Innere des 35 Meter breiten Gebäudes. Diesen Eindruck bestätigt auch die Besucherin Dorothée Eisenring auf dem Rundgang: «Das Gebäude wirkt trotz der Grösse luftig, leicht und hell.» Und Peter Waser, ehemals Schulleiter der Oberstufe Sternmatt, betont: «Das Gebäude strahlt Wärme aus.»
Nochmals zur Sicht der Lehrpersonen. Cesa: «Die schulischen Dienst wie Logopädie, Psychomotorik oder die Schulsozialarbeit sind an einem Ort konzentriert.» Nämlich an der südlichen Stirnseite des Gebäudes; an der nördlichen Stirnseite zur Lorze ist das Team-Zimmer angeordnet, mit einzelnen Räumen für die Vorbereitung und einem grosszügigen Raum für den Austausch unter den rund 60 Lehrpersonen.
Viele Besucherinnen und Besucher zeigten sich positiv erstaunt über die Klassen- und Spezialräume, und erinnerten sich an die Holzpulte aus ihrer eigenen Schulzeit. Im Wiesental sind alle Pulte in der Höhe verstellbar, einzeln angeordnet und damit flexibel im Raum verteilt. Jede Lehrperson kann diese Anordnung für sich und die Klasse individuell gestalten. Für den Werkunterricht stehen die nötigen Werkzeuge zur Verfügung. Und auch der Aspekt der Inklusion wird umgesetzt. So sind etwa die Türen zu den Toiletten auch in Brailleschrift angeschrieben.
Fragen und Antworten der Schülerinnen und Schüler
Zurück zum Eröffnungsfest am 13. September. Die Schülerinnen und Schüler stellten den Politikern Fragen, die sie aber auch auf witzige Art selber beantworteten. Was braucht es für eine Schule? «Natürlich Kinder, sonst hätten ja die Lehrpersonen immer frei.» Weshalb braucht es ein neues Schulhaus? «Das Bisherige war zu klein, zu alt und es ist im wahrsten Sinne des Wortes eingesunken.» Jetzt sei aber genügend gepfählt worden, versicherten dazu Bauchef Dzaferi und Schulpräsident Vital Hotz.
Die Dreifachturnhalle ist schon ausgebucht
In der neuen Dreifachturnhalle – ursprünglich war nur der Ersatz der zwei bisherigen Turnhallen angedacht – bot sich den Kindern ein breites Angebot an Spielen: vom Seilhüpfen bis zum bekannten Geschicklichkeitsspiel Jenga oder zum in Baar erfolgreich ausgeübten Sport Stacking mit bunten Bechern. Eine Augenweide ist auch die Sprossenwand, welche über die ganze Länge der Halle und bis unter die Decke reicht. Spiel und Sport werden im neuen Wiesental grossgeschrieben. Das zeigt auch die enorme Nachfrage der Baarer Vereine. Sonja Zeberg-Langenegger, im Gemeinderat verantwortlich für Liegenschaften/ Sport, dazu: «Die neue Halle ist in der Zeit nach Schulschluss bis zum Abend um 22 Uhr schon jetzt täglich ausgebucht.» Der Hallenbedarf bleibt in einer Gemeinde mit wachsender Bevölkerung und engagierten Vereinen auch nach der Eröffnung im Wiesental ein Dauerthema.
Zweite Etappe bis 2027
Auf der Westseite des neuen Schulhauses haben die Arbeiten für die zweite Etappe bereits begonnen. Gebaut werden ein weiteres Schulgebäude für die Kindergärten und die Unterstufe, eine Aula sowie ein Gebäude für die Schulergänzende Betreuung. Diese Bauten sollen – so Ming – im 2027 fertig gestellt sein. Und der Gemeinderat verspricht schon jetzt; es wird wieder ein Fest geben, vielleicht wieder mit der Baarer Jugendband Friday, welche am Eröffnungsfest 25 auf Wunsch der Kinder auftrat und den perfekten Sound zum Wiesental-Lied lieferte.