Pflegeberufe hautnah erleben
09.04.2025 GesellschaftIm Rahmen der Zentralschweizer Gesundheitswochen öffneten verschiedene Institutionen ihre Türen, um Einblicke in den Pflegeberuf zu gewähren. Ziel war es, junge Menschen für die Branche zu begeistern und Wiedereinsteigern neue Perspektiven aufzuzeigen.
RAHEL HEGGLIN
Das Pflegezentrum Baar ermöglichte Interessierten am Mittwochnachmittag, 26. März einen praxisnahen Einblick in den Pflegealltag. Unter dem Motto «Entdecke die Vielfalt der Pflegeberufe» wurde ein interaktiver Erlebnisparcours mit acht Stationen eingerichtet. Zukünftige Auszubildende konnten dort verschiedene Facetten des Berufs kennenlernen. «Die Pflegebranche leidet unter akutem Fachkräftemangel. Mit unserem Angebot wollen wir auf die Berufe aufmerksam machen und deren Vielfältigkeit zeigen», erklärte Deborah Hürlimann, Bildungsverantwortliche Pflege.
Einblicke in den Pflegealltag
An den verschiedenen Stationen vermittelten sowohl ausgebildete Pflegefachkräfte als auch Lernende ihr Wissen. Sie zeigten unter anderem, wie künstliche Ernährung über eine Magensonde verabreicht wird oder wie ein Transfer funktioniert. Solch ein Transfer ist nötig, wenn eine bewegungseingeschränkte Person beispielsweise vom Bett in den Rollstuhl oder unter die Dusche gebracht werden muss. Hierfür steht den Pflegekräften ein mobiler Lift zur Verfügung, mit dem die Person sicher transportiert werden kann.
Anna Hodel, Lernende im zweiten Ausbildungsjahr, ist begeistert von ihrem Beruf: «Ich arbeite gerne mit Menschen zusammen, und es freut mich, helfen zu können. Auch der medizinische Aspekt ist spannend.» Am Stand zur Händehygiene zeigte sie, wie wichtig korrektes Desinfizieren ist. Besucher konnten ihre Hände desinfizieren und anschliessend unter einer UV-Lampe kontrollieren, ob alle Bereiche ausreichend desinfiziert wurden. «Alle Stellen, die weiss leuchten, wurden nicht richtig desinfiziert», erklärte Hodel.
Medizinische Fertigkeiten zum Ausprobieren
Ein weiteres Highlight war die Station von Corinne Estermann, Pflegefachfrau HF, die die Themen «Blutzuckermessung» und «Spritzen setzen» betreute. «Aus Datenschutzgründen dürfen wir den Blutzucker der jungen Besuchenden nicht messen, aber sie können es an mir üben», erklärte sie. An diesem Nachmittag liess sie sich unzählige Male in den Finger stechen, um das Verfahren zu demonstrieren. Das Spritzensetzen konnten die Teilnehmenden an Orangen üben.
Ausbildung und Karrierechancen
Neben den praktischen Erfahrungen bot der Nachmittag umfassende Informationen zu Ausbildungsmöglichkeiten in der Pflege. Berufsbildner und Ausbildungsverantwortliche standen für Fragen bereit und informierten über die verschiedenen Wege in die Branche, darunter die Ausbildungen als Assistent/in Gesundheit und Soziales (EBA), Fachfrau/Fachmann Gesundheit (EFZ) und höhere Berufsbildungen.
Aktuell bildet das Pflegezentrum Baar 18 Lernende aus. Sie sind einer Stammabteilung zugeteilt. Während der Ausbildung macht man auf anderen Abteilungen Praktika, um so möglichst alle Kompetenzen erlernen zu können. Sie erhalten aber auch Einblicke in andere Bereiche wie Hotellerie oder Hausdienst. «Diese Erfahrungen sind wertvoll und notwendig, denn nur durch das Zusammenspiel aller Bereiche funktioniert unser Betrieb reibungslos», betonte Hodel. Im Moment sind noch Lehrstellen ab dem kommenden Sommer frei.
Quer- und Wiedereinstieg in die Pflege
Die Informationsveranstaltung für Quer- und Wiedereinsteiger im Pflegezentrum Baar vom 27. März war ein voller Erfolg. Interessierte nutzten die Gelegenheit, sich über Einstiegsmöglichkeiten in die Pflegebranche zu informieren.
Fachreferentinnen aus verschiedenen Bereichen gaben Einblicke in Qualifikationen, Weiterbildungsmöglichkeiten und praktische Erfahrungen. Dazu gehörten Stefanie Holm (Geschäftsleiterin SRK Zug), Karin Gerber-Berger (Leiterin Pflege und Betreuung), Deborah Hürlimann (Bildungsverantwortliche Pflege) und Corina Maron (Geschäftsleiterin).
Der Anlass zeigte, wie das Pflegezentrum Baar neue Talente gewinnt und ihnen einen erfolgreichen Einstieg ermöglicht. Die Teilnehmerinnen erfuhren, wie sie ohne Vorkenntnisse oder nach längerer Berufspause wieder in die Pflege einsteigen können. Dazu gehören Qualifizierungsmassnahmen, Fördermöglichkeiten und ein unterstützendes Umfeld. Besonders geschätzt wurde der Erfahrungsbericht einer Quereinsteigerin, die ihren persönlichen Weg in die Pflege teilte.
Die Zentralschweizer Woche der Gesundheitsberufe (XUND) zielte darauf ab, dem steigenden Bedarf an qualifiziertem Gesundheitspersonal Rechnung zu tragen, indem sie die Attraktivität und Vielfalt der Berufe im Gesundheitswesen einer breiten Öffentlichkeit näherbrachte. Im Rahmen dieser Aktionswoche öffneten über 100 Gesundheitsbetriebe ihre Türen und ermöglichten mit verschiedenen Veranstaltungen einen Überblick über die Berufsmöglichkeiten im Gesundheitswesen.