Bibliothek lud Gross und Klein zum BiblioWeekend ein

  09.04.2025 Gesellschaft

Am 29. und 30. März öffneten alle öffentlichen Bibliotheken der Schweiz ihre Türen für das «BiblioWeekend». Allein in Baar besuchten fast 300 Gäste das vielfältige Angebot in der Rathausstrasse 4.

ANNETTE KNÜSEL

Heute ist eine Bibliothek ein Raum der Möglichkeiten: «Bei uns kann man viel mehr als Bücher und Zeitschriften ausleihen: Man kann Zeitung lesen, kopieren und scannen, an einem geliehenen Laptop im Internet recherchieren oder einfach mal reinkommen, sich umschauen und wieder gehen», sagt Irene Weibel, Leiterin der Bibliothek Baar.

Etwa 30’000 Medien hat die Bibliothek im Bestand. Davon werden jedes Jahr 10 Prozent durch Neuerscheinungen ersetzt. Jede der sieben Mitarbeiterinnen (darunter ist eine Lernende) hat ein Spezialgebiet, auf dem sie ständig nach Neuheiten Ausschau hält. Die Bibliothekarinnen kennen die Interessen ihrer Kunden ganz genau. So aktualisieren sie den Bestand passend zur Nachfrage ihrer Besucher. «Wir probieren aber immer auch mal etwas Neues», hält Weibel fest. Für einmalig fünf Franken kann jedermann Mitglied der Bibliothek werden und lebenslang auf diesen «Schatz» zurückgreifen.

Bibliotheken sind noch nicht lange öffentlich zugänglich
Das war nicht immer so. Seit etwa 5’000 Jahren gibt es Bibliotheken, in denen Wissen gesammelt, sortiert und aufbewahrt wird. Doch lange dienten sie vor allem dem Machterhalt der Oberschicht. Oder sie waren – wie in den Klosterbibliotheken des Mittelalters – nur wenigen Menschen zugänglich. Erst im 16. Jahrhundert, nach der Reformation, wurden Bibliotheken allen Menschen zugänglich gemacht.

Im Jahr 2023 gab es gemäss Bundesamt für Statistik in der Schweiz pro 100’000 Einwohner fast 17 öffentlich zugängliche Bibliotheken – mehr als Museen oder Kinos! Sie sind Hüter des Wissens, aber auch Orte des Rückzugs oder der Begegnung. Weibel spricht von der Bibliothek als «drittem Ort» nach Zuhause und Arbeitsort: ein Ort, wo man einfach sein kann, wo man sich entspannen, Neues entdecken, sich neu fokussieren kann.

Bibliotheken heute: weit mehr als eine Wissensquelle
Auf diesen «Schatz» aufmerksam zu machen, war Anliegen des Biblio-Weekends. Das Baarer Bibliotheksteam lud zu einem vielfältigen Wochenendprogramm ein. Zum einen organisierte es zwei Veranstaltungen, die beide schnell ausgebucht waren. Am Samstag ging es um die Kunst des Schönschreibens, auf Neudeutsch «Handlettering» genannt. Carole Etter, Leiterin der Bibliothek Steinhausen, gelang es mühelos, den 17 Teilnehmerinnen die grundlegenden Regeln für das kunstvolle Zeichnen der schönen Buchstaben nahezubringen. Es wurde bereits nach einem Folgekurs gefragt.

Am Sonntag kamen 75 Zuschauer zum Musiktheater «Schlüssel zum Glück», dargeboten vom Trio «Die Turbienen». Mal lebhaft und laut, mal still und achtsam wurde die Geschichte vom traurigen König erzählt, der gerne wieder glücklich sein möchte. Schnell waren die Kinder, und auch ihre Eltern, in Bann gezogen. Gemeinsam untersuchten sie, was nun wirklich glücklich macht, und was nicht. Es wurde gesungen, geklatscht und gestampft. Und am Schluss die gemeinsame Erkenntnis: Das Glück liegt an allen Ecken, man muss es sich aber selbst nehmen.

Der Raum der Möglichkeiten birgt viele Schätze
Schon vor Beginn des Musiktheaters hatte die Bibliothek ihre Türen geöffnet. Weibel und ihre Stellvertreterin Deborah Jung begrüssten die grossen und kleinen Gäste. Alle Besucher genossen ihren Aufenthalt in den lichtdurchfluteten Räumen der Bibliothek sichtlich. Es gab Zeitungen zum Lesen und 30’000 Bücher, Hörbücher, Zeitschriften … zum Stöbern und Ausleihen, dazu Kaffee, Tee, Brötchen, Schoggieier. Wer Lust auf Gemeinschaft hatte, konnte mit Bekannten und Unbekannten locker ins Gespräch kommen.

Einige Besucher waren zum ersten Mal da, andere kommen regelmässig. Sie alle schätzten das Angebot am BiblioWeekend. Auch Leiterin Weibel zog ein positives Fazit: «Frau Jung und ich haben diesen Tag genossen und sehr gerne am Sonntag gearbeitet. Das BiblioWeekend war ein wirklich schöner Erfolg, und wir freuen uns schon auf das nächste im März 2026», hielt sie zum Abschluss fest.

Allen Baarern sei aber empfohlen, mit dem nächsten Besuch in der Bibliothek nicht ein ganzes Jahr zu warten. Denn in diesem «Raum der Möglichkeiten» kann man seinem Glück sehr nahekommen.


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